Teaserbild Blogbeitrag Digitale Souveränität, © Pexels | musicFactory lehmannsound

Digitale Souveränität: zwischen Wandel, Wunsch und Wirklichkeit

Sicherheit und Unabhängigkeit scheinen in der aktuellen Zeit kaum mehr erreichbar. Doch wie steht es wirklich um die digitale Souveränität deutscher Unternehmen?

Digitale Souveränität ist längst mehr als ein politisches Schlagwort. In einer Zeit wachsender geopolitischer Spannungen und regulatorischer Unsicherheiten fragen sich viele Unternehmen zu Recht: Wie unabhängig sind wir eigentlich in puncto IT-Sicherheit – und wie groß ist unser tatsächlicher Handlungsspielraum? Durch Nachrichten wie die vom gesperrten E-Mail-Konto des Chefanklägers des Internationalen Strafgerichtshofs werden diese Bedenken konkreter. Zeit für eine nüchterne Bestandsaufnahme.  

Wo digitale Unabhängigkeit zur strategischen Frage wird

Die Diskussion um digitale Souveränität ist längst aus dem politischen Raum in den Alltag europäischer Unternehmen vorgedrungen. Die Frage lautet nicht mehr, ob, sondern wann sich technologische Abhängigkeiten zur echten Bedrohung für die eigene Handlungsfähigkeit entwickeln. 

Mit wachsender geopolitischer Spannung und zunehmendem Druck auf Anbieter wie Microsoft, Okta oder Oracle, auch auf Anfragen von US-Behörden zu reagieren, breitet sich in vielen europäischen Organisationen Unsicherheit aus. Was passiert, wenn diese Dienstleister unter Druck geraten – oder selbst politischen Interessen unterliegen? Antworten darauf bleiben oft aus. 

Gleichzeitig ist die Diskussion nicht nur technisch, sondern oft geopolitisch und kommerziell geprägt. Stichworte wie Digitalzölle, Reseller-Strukturen oder Themen wie Steuerflucht und Standortverlagerungen stehen im Raum. Auch hier bleiben Entwicklungen vorerst reine Spekulationen. 

sungsfindung – mehr Schein als Sein 

Zahlreiche US-amerikanische Anbieter reagieren inzwischen mit PR-wirksamen Initiativen: Rechenzentren in Frankfurt, Paris oder Zürich sollen Vertrauen schaffen. Doch so sehr diese Standorte auch ein Schritt in Richtung Datenschutz sein mögen – sie heben die Grundproblematik nicht auf. Solange ein Anbieter dem US-amerikanischen Recht unterliegt, bleibt ein Zugriff durch US-Behörden möglich – ob sichtbar oder nicht. 

Auch Versuche, etwa in der Schweiz einen vollständig europäischen Cloud-Standort unter US-Führung zu etablieren, scheitern regelmäßig an dieser rechtlichen Grauzone. Die Sorge, dass sensible Daten in einem Spannungsfeld aus Vertraulichkeit und staatlichem Zugriff landen, bleibt bestehen. Unternehmen wissen heute schlicht nicht, was hinter den Kulissen passiert und können es kaum kontrollieren. 

Chance erkannt!

Über dem großen Teich geraten europäische Anbieter gleichzeitig zunehmend in Bewegung. Lösungen unserer Partner wie cidaas zeigen, dass europäische Alternativen im Bereich Identity & Access Management wettbewerbsfähig sind. Sie punkten mit technischen Lösungen, die nicht nur DSGVO-konform, sondern vor allem komplett unabhängig von außereuropäischen Regulierungsmechanismen sind. 

Nicht immer sind europäische Anbieter jedoch auf Augenhöhe mit der US-Konkurrenz, wie die genannte CIAM-Lösung – sowohl OpenSource-Lösungen als auch europäische Alternativen bleiben bei Funktionsumfang, Komfort oder Kompatibilität hinter den US-Anbietern zurück. Bleibt die Frage: Ist das wirklich so schlimm? Oder kann man sich damit arrangieren, um am Ende ruhiger schlafen zu können? 

Aus unserem Arbeitsalltag können wir berichten: Diese Anbieter erleben derzeit einen spürbaren Nachfrageschub. Unternehmen, die ihre IT-Strategie langfristig souverän aufstellen wollen, beginnen, europäische Lösungen aktiv zu evaluieren und dabei ihre Bewertung auf Basis der heutigen MUSS-Anforderungen und notwendige Funktionen zu begrenzen. Verantwortliche entwickeln also ein deutlich stärkeres Risikobewusstsein und streben unternehmerische Resilienz an, die auch geopolitischen Ränkespielen widersteht. 

Auf dem Prüfstein

Um am Ende zu mehr digitaler Souveränität zu gelangen, sollten Organisationen zunächst einen klaren Blick auf die Auswahlkriterien richten. Alle Firmen, die bereits Alternativen zu globalen Anbietern prüfen, sollten sich folgende Fragen stellen: 

  • Wo sitzt der Anbieter – und unterliegt er europäischem Recht? 
  • Wo werden Daten verarbeitet und gespeichert? 
  • Wie transparent sind Prozesse bei Behördenanfragen? 
  • Wie ausgereift sind Funktionsumfang und Integration? 
  • Sind diese ausreichend, um die heutigen Anforderungen zu erfüllen? 
  • Wird die Lösung aktiv weiterentwickelt? 
  • Hat der Hersteller ausreichend Kapazität und Weitblick? 
  • Sind zukünftig relevante Funktionen bereits in der Roadmap verankert? 

Wichtig ist: Auch europäische Anbieter müssen sich an realen Anforderungen messen lassen. Sicherheit, Skalierbarkeit, Usability – all das bleibt entscheidend. Die gute Nachricht: Der europäische Markt holt rasch auf. Und in bestimmten Bereichen, beispielsweise Customer Identity Access Management, sehen wir dank unserer Partner bereits heute echte, nachgewiesene Konkurrenzfähigkeit. 

Ein Plädoyer für bewusste Entscheidungen

Wenige Unternehmen können von heute auf morgen auf Anbieter wie Microsoft, Okta oder Oracle verzichten, weil viele ihrer bestehenden lokalen Anwendungen und Infrastrukturen tief in die US-Ökosysteme integriert sind. Doch genau deshalb ist es wichtig, europäische Alternativen nicht nur mitzudenken, sondern konkret zu evaluieren und Migrationspfade zu skizzieren. 

Wer heute klug handelt, erhöht seine Unabhängigkeit – nicht durch Aktionismus, sondern durch langfristige Weichenstellungen. Digitale Souveränität ist kein Dogma, sondern ein Werkzeug der Resilienz. Und oftmals lässt sich dabei sogar eine Lizenzersparnis erreichen. 

Digitale Souveränität und Top-Identity-Security-Lösungen – bei uns greift beides Hand in Hand.

Dürfen wir Sie überzeugen?